75 Jahre Jubiläum Kolpingsfamilie SüßenMenschen brauchen Mut um sich mit den Problemen der Gegenwart auseinanderzusetzen, Mutum zu helfen und Mut vorwärts zu gehen. Seit 75 Jahren stellen sich die Mitglieder derKolpingsfamilie Süßen gemeinsam dieser Herausforderung. Gegründet 1947 feiert dieKolpingsfamilie Süßen in diesem Jahr ihr Jubiläum. In diesem dreiviertel Jahrhundert hat sich vielgetan. Gefeiert wurde mit einem Festgottesdienst – denn Adolph Kolping, der 1849 die ersteKolpingsfamilie als Gesellenverein gründete, war Pfarrer. Damals gab es große Veränderungen,die Industrialisierung führte zu menschenunwürdigen Verhältnissen und auch den wanderndenGesellen ging es schlecht. Kolping war Schustergeselle bevor er Pfarrer wurde und wollte mitseinem Gesellenverein diesen Menschen eine Heimat und Perspektive geben. Er wollte ihnen Mutmachen – und dafür brauchte er Mut, denn soziale Unternehmungen wurden im besten Fallbelächelt. In Süßen wurde die Kolpingsfamilie 98 Jahre später, kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs,gegründet. Auch dieses Mal sollten junge Menschen Halt und eine Perspektive bekommen. Indieser schwierigen Zeit brauchte es nicht nur Mut sondern auch Lebensfreude und Gemeinschaft.So wurde schon wenige Monate nach der Gründung im Jahr 1948 eine Faschingsfeier veranstaltet– lachen verbindet und gibt Hoffnung. Im folgenden dreiviertel Jahrhundert engagierten sich dieMitglieder der Kolpingsfamilie Süßen im kirchlichen, kulturellen und sozialen Bereich. Das muss man auch feiern! Und um dieses Jubiläum mit ihnen zu feiern kamen Abordnungen ausbefreundeten Kolpingsfamilien in Schorndorf, Weißenstein, Eislingen, Geislingen, Donzdorf undOttenbach, teilweise mit Jugend. Mit den Süßenern standen zehn Fahnen im Altarbereich derNeuen Marienkirche und gaben dem Festgottesdienst eine besondere Note.Mut war dann auch Thema der sehr kurzweiligen Predigt. In einem Zwiegespräch unterhielten sichdie geistliche Leiterin Frau Dr. Claudia Hofrichter vom Diözesanvorstand aus Stuttgart undDiözesanpräses Pfarrer Walter Humm über den Mut. In unserer Zeit braucht es Solidarität undUnterstützung für Menschen, die nicht gesehen werden. Die Mitglieder der Kolpingsfamilie Süßenhaben sich in den 75 Jahren immer wieder Mut gemacht und Mut gezeigt, so Dr. Hofrichter, auchals sie sich der Not im Ahrtal gestellt haben. Eine echte Mutgeschichte nannte Dr. Hofrichter das.Und bat Martina Schuster darum, davon zu erzählen.Und dann berichtete Martina Schuster davon, wie sie bei Kolping die schrecklichen Bilder sahen,das Elend und die Zerstörung. Sie riefen eine Sammelaktion ins Leben und trafen auf großeSpendenbereitschaft. Natürlich wollten alle, dass das Geld auch wirklich dort ankommt, wo esgebraucht wird. Und so nahmen die Süßener zu ihren Kolping-Geschwistern im Ahrtal Kontakt aufund brachten das Geld persönlich vorbei. Sie trafen auf eine Realität die sie aufrührte, erschreckte.Sie trafen aber auch auf Hilfsbereitschaft und Mut, die sie tief berührten. Auch ein Hilfsprojekt für Ukrainerinnen und ihre Kinder hat die Süßener Kolpingsfamilie ins Lebengerufen. In den Räumlichkeiten von Kolping können sie sich regelmäßig treffen, unterhalten undMusik aus der Heimat lauschen. Wo Hilfe gebraucht wird, wird angepackt – ganz kolpingmäßigeben, stellte Pfarrer Humm zufrieden fest. Heute sind soziale Gerechtigkeit, Weltfrieden undKlimaschutz die wichtigen Themen. So wichtig und so kritisch, dass einem Angst und Bangewerden kann. Mut zu zeigen und den Finger in die Wunde zu legen, das ist Aufgabe von Kolping,um die Gesellschaft so zu gestalten, dass sie für alle gut ist.Direkt im Anschluss wurde dann eine Stele enthüllt, auf der Wiese vor der Kirche. „Wer Mut zeigt,macht Mut“ steht darauf. Ein Zitat von Adolph Kolping, das heute noch genauso aktuell ist wiedamals und das Wesen von Kolping in Worte fasst. Daneben stehen jetzt zwei Bänke. PfarrerDietmar Herrmann, der es sich nicht nehmen ließ mit der Kolpingsfamilie seiner alten Pfarrei zufeiern, segnete die Stele und die Bänke. Jetzt sei die Kirche innen und außen ein Ort zumVerweilen und Kraft tanken.Bei einem Stehempfang kamen die Gäste dann nochmal zusammen. Nachdem sich alle mitHäppchen gestärkt hatten, kamen noch einige Reden. Obligatorisch natürlich, aber trotzdem gut.Thomas Czinsky nahm die Gäste mit auf einen Ausflug durch die Geschichte der Kolpingsfamilieund ihr Engagement, die Theatergruppe, die Jugendgruppen, den Kolpingchor. Und wie sich dieKolpingmitglieder immer den Herausforderungen der Zeit gestellt haben und im Sinne AdolphKolpings zum Wohle der Menschen handeln und helfen. Präses Pater Joseph lobte, dass dieKolpingsfamilie sich so aktiv in der Kirchengemeinde einbringt, beispielsweise mit dem Martinusrittoder der Waldweihnacht in Hürbelsbach. Bürgermeister Marc Kersting zeigte sich begeistert vonderbeeindruckenden Vielfalt an Aktivitäten und Hilfsaktionen der Kolpingsfamilie. Dazu gehöreauch der Aufbau und Betrieb der Kolping-Musikschule bis 1994, die inzwischen von der StadtSüßen verwaltet wird. Gemeinschaft, Solidarität und Nächstenliebe seien gelebte Werte für dieKolpingsfamilie Süßen. Die Flötengruppe der Kolping-Musikschule spielte zur musikalischenUmrahmung des Stehempfangs einige Stücke.Eine Woche später feierte die Kolpingsfamilie Süßen dann mit ihren Mitgliedern nochmal Jubiläum.Dabei sang die Musikgruppe der Kolpingsfamilie, die nach dem Ende des Kolpingchors 2018gegründet wurde, einen fröhlichen Querschnitt durch ihr Repertoire. Zum leckeren Essen gab eseine Fotoschau vom Anfang der Kolpingsfamilie bis heute, die nicht wenige Anwesende an ihreschönen Erlebnisse mit Kolping zurückdenken ließ. Mit einem lustigen Programm ging es weiter.Sketche über ein komisches Familienfrühstück und einen schrägen Versicherungsfall, einamüsantes Gedicht über den Kolpingtanzkurs Hackespitze aus den 70ern, gedichtet von einemder Tanzschüler, und einem Überraschungsauftritt von Fräulein Eulalia Schnittlauch, sorgtenabwechselnd für Gekicher und schallendes Gelächter. Nachdem sich die Gäste die letztenLachtränen aus den Augen gewischt hatten, ließen sie den Abend in gemütlicher Atmosphäreausklingen.Abschließend bleibt nur noch zu sagen: Treu Kolping. Jenni Valenta